Deutsches Lokomotivbild-Archiv Holzborn

Die NVR-Nummern

Zum 19.12.2006 trat das "Erste Gesetz zur Änderung des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG)" in Kraft. Eine der beschlossenen Änderungen ist die Einführung des Fahrzeugeinstellungsregisters beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ab dem 01.01.2007. Künftig wird jedes Fahrzeug mit einer 12 stelligen UIC-Fahrzeugnummer versehen. Dahinter wird der alphabetische Ländercode und die Fahrzeughalterkennzeichung angebracht.
Aber was bedeutet NVR? Ganz einfach: National Vehicle Register, also auf gut deutsch Nationales Fahrzeugregister. UIC ist der Internationale Eisenbahn-Verband (International Union of Railways).
Die 12stellige NVR-Nummer setzt sich aus mehreren Kennziffern zusammen, die ersten beiden kennzeichnen die Fahrzeugart, die nächsten beiden stehen für das Land, die nächste für den Fahrzeugtyp und die folgenden sechs sind die (in Deutschland die alte) Betriebsnummer, ergänzend gibt es einen Bindestrich und dann die EDV-Kontrollziffer, ergänzt wird das ganze noch durch Buchstaben, die ersten oder der erste unterstrichene kennzeichnet wiederum das Land und nach einem Bindestrich folgt das einstellende EVU (Eisenbahn Verkehrsunternehmen).

Genug der Vorrede, nehmen wir ein Beispiel (Bild siehe unten):
92 80 1 202 968-4 D-ITB
90 ist ein Triebfahrzeug besonderer Bauart
80 steht für Deutschland
1 202 ist die Baureihennummer
968 ist die Ordnungsnummer
4 ist die Kontrollziffer
D ist Deutschland
ITB ist das VKM (Vehicle Keeper Marking = Halterkürzel) und bedeutet
Industrie Transport-Gesellschaft Brandenburg mbH

Allgemeine Anmerkungen (offizieller Text):

1. Diese Kennnummern und zugehörigen Kennzeichnungen müssen sichtbar an den Fahrzeugen angebracht werden, um diese beim Betrieb eindeutig identifizieren zu können. © by Klaus D. Holzborn
2. Die Übereinstimmung der Kennnummern und der zugehörigen Kennzeichnungen mit den Angaben in dieser Anlage ist nicht verbindlich vorgeschrieben für
- Fahrzeuge, die nur auf Streckennetzen eingesetzt werden, für die diese TSI (Technische Spezifikation Interoperabilität) nicht gilt,
- historische Fahrzeuge (Oldtimer),
- Fahrzeuge, die nur ausnahmsweise auf Streckennetzen eingesetzt werden, für die diese TSI gilt.
Dennoch müssen auch diese Fahrzeuge identifiziert werden können – allerdings nach einem Verfahren, das von den jeweiligen nationalen Behörden vorgeschrieben wird.

3. Diese Anlage kann bei der Abschaffung der RIV-Bestimmungen, der Änderung der RIC-Bestimmungen und infolge der zukünftigen Umsetzung neuer Telematik-Systeme nach Maßgabe der TSI abgeändert werden. Bestimmte Abschnitte können auch durch zukünftige CEN-Normen nach Maßgabe der TSI ersetzt werden.                          © by Klaus D. Holzborn

Die ersten beiden Ziffern bedeuten:

Güterwagen
00 bis 49
und
80 bis 89

Reisezugwagen ohne Eigenantrieb   
50 bis 79

Triebfahrzeuge und Sonderfahrzeuge
90 bis 99

In jedem Land sind die folgenden 7 Ziffern (der technischen Daten und die Seriennummer) ausreichend zur eindeutigen Identifizierung eines Fahrzeugs in einer Gruppe von Güterwagen, Reisezugwagen ohne Eigenantrieb, Triebfahrzeugen 3 und Sonderfahrzeugen 4. © by Klaus D. Holzborn
Bei Triebfahrzeugen muss die Nummer in einem gegebenen Land 6-stellig sein, um eindeutig zu sein.
Damit die Kontrollziffer erhalten bleiben kann, hat das EBA (Eisenbahn-Bundesamt) festgelegt, dass in Deutschland dieser Lokomotiv-Nummer eine Ziffer vorangestellt wird, da diese variiert kann sie in gewissen Grenzen angepasst werden.  
© by Klaus D. Holzborn
Also: Die vorangestellte Ziffer vor der "alten" DB-Baureihe - also z.B. beim 420 die "0" richtet sich darauf hin aus, dass auch auf die lange Nummer hin gesehen die Prüfziffer (12. Stelle) gleich bleiben kann. Damit ergab sich für Fahrzeuge der Bauart   © by Klaus D. Holzborn

91 die "6"
92 die "1
93 die "5"
94 die "0"
97 die "8"
98 die "3"
99 die "1"
als vorangestellte Ziffer.            
© by Klaus D. Holzborn
Leider können die Ziffern nicht beliebig vergeben werden, da diese zum Teil eine spezielle Funktion haben. So besagt die 9, die eigentlich die Bauart 95 betreffen sollte, aus, dass es sich hierbei um Bahndienstfahrzeuge handelt. Daher erhält die Bauart 95 (Brennkrafttriebwagen) die 0, wo sich mathematisch eine Prüfziffer ergibt, die bei der langen 12stelligen Nummer immer eine Stelle niedriger ist als vorher. Daher geht die DB dazu über bei allen Dieseltriebwagen die Kontrollziffer nicht mehr aussen anzuschreiben, da sie nun nicht mehr richtig ist.  © by Klaus D. Holzborn

Beispiel: Aus dem 610 005-1 wurde der 95 80 0610 005-0 D-DB

Aber auch bei elektrischen Lokomotiven fällt neuerdings auf, dass die Kontrollziffer, obwohl sie sich nicht verändert hat, aussen nicht mehr angeschrieben wird. An den Seiten der Triebfahrzeuge muss jedoch die vollständige NVR-Nummer erscheinen.© by Klaus D. Holzborn
Die neue Baureihennummer, die streng genommen nun vierstellig ist, vergibt in Deutschland das EBA. Aber ganz logisch ist die Baureihenvergabe durch das EBA übrigens jetzt nicht immer, so haben z.B. MAN-Schienenbusse und "Esslinger" - Brennkrafttriebwagen die Baureihe 0302 bekommen und der Diesel-ICE heisst nicht 0605, sondern in Anlehnung an seine elektrische Hochgeschwindigkeits-Verwandtschaft 5605. Was ihm aber bezüglich der Kontrollziffer auch nichts nützt.
Ebenfalls neu sind die Länderkennungen (seit 2005), hier gibt es nur noch das Land, eigene Verkehrsbetriebe, wie die BLS (früher 63), laufen nun unter Schweiz, hier eine Auswahl:
© by Klaus D. Holzborn
51 = Polen
53 = Rumänien
54 = Tschechische Republik
55 = Ungarn
56 = Slowakei
71 = Spanien
74 = Schweden
76 = Norwegen
78 = Kroatien
79 = Slowenien
80 = Deutschland
81 = Österreich
82 = Luxemburg
83 = Italien
84 = Niederlande
85 = Schweiz
86 = Dänemark
87 = Frankreich
88 = Belgien
Neben den NVR-Nummern kann jeder Betreiber seinen Fahrzeugen auch “andere” Nummern geben, doch an den Fahrzeugseiten müssen die NVR-Nummern deutlich sichtbar angeschrieben sein.
Beigefügt sind einige Fotos von NVR-Nummern. Diese Nummern brauchen zum Beispiel nicht an den Schmalspurlokomotiven angebracht werden, da diese nicht diesem Abkommen (und nicht der TSI) entsprechen müssen. Aber alle anderen auf öffentlichen Netzen verkehrenden Triebfahrzeuge (also auch historische Dampflokomotiven) benötigen zwingend diese NVR-Nummern.

Nun hat jeder, der diese Lokomotive fotografiert hat, ein Problem: Wie soll er sie einsortieren, um sie in 10, 20 oder XXX Jahren wiederzufinden? Das EBA stellt ja keine Hilfe dar, hier hiesse die Lok ganz einfach 203 158, doch angeschrieben ist eine ganz andere Nummer.
Inzwischen bin ich dazu übergegangen, stets die EBA-Nummer zu verwenden, denn diese bleibt in aller Regel erhalten. Wird die Lok an ein anderes EVU verkauft, kann sich die angeschriebene Nummer des alten Betreibers ändern, doch die EBA-Nummer bleibt. Ab und zu kommt sogar die ganz alte Nummer wieder raus:
© by Klaus D. Holzborn

Hier gibt es gleich 3 Betriebsnummern ... Die EBA-Nummer ist diesmal nicht die originale, sondern die nach dem Umbau. Dagegen wurde wohl die 202-Nummer von Eisenbahn-Fans ergänzt, weil die Lokomotive mit einem Fan-Sonderzug unterwegs war.
Nun, das EBA-System ist nicht immer klar, was sich besonders bei den NVR-Nummern der Dampflokomotiven bemerkbar macht, hier kommen schon wieder Ungereimtheiten zu Tage:

In diesem Falle gibt es nun statt der Baureihe 03.10 die 013. Hat sich da jemand an den DB-Umzeichnungsplan von 1967 erinnert? Aber da gab es die 03.10 doch schon längst nicht mehr...
Also, hier die EBA-Nummer als Sortierkriterium zu verwenden, verbietet sich. Denn wer würde schon die 03 1010 unter 013 010 suchen? Dagegen wäre die Baureihe 031 aussagefähiger, weil dann die Nummer 031 010 heissen würde. Aber dann wäre die Baureihe 03.10 zur Personenzuglok degradiert worden. Gefangen im selbstgewählten System?

Nun, bei der DR wurde ja auch getrickst. Wieso? Ganz einfach, bei der DB wurde ja die Baureihenbezeichnung dreistellig. Aus der Baureihe 01.0 wurde die 001, aus der 01.10 die 011 und aus der 01.10 Öl die 012, aus der Baureihe 10 wäre die 010 geworden, aus der 18 die 018. Aus der E10 die 110 und aus der V200 die 220. Aber das ist ja bekannt.
Das sollte bei der DR auch so werden, aus der E11 wurde die 211 und aus der V100 die 201 (und 202 usw.). Also wurde aus der 01.0 die 012 (hoppla!), aus der 01.5 die 011 und aus der ölgefeuerten 01.5 die 010. Allerdings trauten sich die Verantwortlichen letztendlich nicht, diese Nummern auch so an die Fahrzeuge (wie bei der DB) anzubringen, aus der 01.0 wurde dann einfach die 01.20, aus der 01.5 die 01.15 bzw. ölgefeuert 01.05, also wurde die Baureihennummer zweistellig und die Ordnungsnummer vierstellig, was allerdings gegen die eigenen Regel verstossen hatte und verstösst. Doch bei einigen 99ern konnte der Fachmann tatsächlich die neue Baureihe 991 ablesen, weil die Lücke zwischen Baureihe und Ordnungsnummer nach der 991 gewählt worden war:

Es gibt noch weitere Beispiele, ab und zu stand die 1 nach der 99 auch mit Lücke davor und dahinter ...

Doch die bisher angesprochenen Probleme bei den Dampflokomotiven sind ja rein gar nichts gegen die bei den privaten Verleihfirmen. So haben diverse 189er bereits NVR-Nummern erhalten, doch diese galten für Deutschland. Nun lief der Mietvertrag in Deutschland aus und der neue Mieter sitzt in Polen. Was passiert? Die Lokomotive erhielt eine neue NVR-Nummer. Da sie auch in Deutschland weiterhin eingesetzt wird, erhielt sie eine dritte Nummer, nämlich eine LZB-Nummer. Und diese LZB-Nummer (LZB = Linienzugbeeinflussung) wiederum war die alte NVR-Nummer in sechsstelliger Version .

So wurde aus der 189 450-0 die 170 024-1 oder genauer aus der 91 80 6189 450-0 D-DISPO die obige Nummer 91 51 5170 024-1 PL-DISPO, die LZB-Nummer aber blieb, nämlich 189 450-0. Diese ist auch angeschrieben auf dem Latz an der Frontseite.

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